Mögliche Langzeiteffekte des gelegentlich über die Muttermilch eingenommenen Alkohols sind wissenschaftlich nicht gesichert. Nach chronischem Alkoholgenuss über die Muttermilch sind psychomotorische Entwicklungsstörungen bei Kindern publiziert worden.
Eine Schwangerschaft wird oft erst in der 4. oder 5. Schwangerschaftswoche festgestellt. Ab wann raten Sie Frauen, Ihre Ernährungsgewohnheiten umzustellen?
Am sichersten ist der Weg, wenn Frauen mit Kinderwunsch, die sexuell aktiv sind und auch keine Empfängnisverhütung betreiben, auf jeden Alkoholgenuss verzichten. Nach Einnistung des Embryos in die Uterusschleimhaut kann es bei einer Alkoholexposition des heranreifenden Embryos und Fötus zu Störungen der Organogenese kommen. Deshalb kann man realistischerweise der Schwangeren nur raten, im Augenblick des Bekanntwerdens der Schwangerschaft oder im Augenblick des Ausbleibens der Regelblutung den Genuss von Alkohol zu beenden.
Welche gesundheitlichen Schäden können Kinder davontragen, wenn Frauen während der Schwangerschaft Alkohol trinken?
Die klassischen Charakteristika des fetalen Alkoholsyndroms sind der Minderwuchs, die Dystrophie, die Mikrocephalie, die typischen dysmorphen Zeichen im Gesicht, mentale Retardierung, psychiatrische, kognitive und soziale Auffälligkeiten. Diese verschiedenen Symptome können je nach Zeitpunkt der Schädigung des Kindes im Mutterleib in verschiedenen Kombinationen und verschiedenen Schweregraden auftreten.
Vielen Frauen scheinen die Risiken nicht bewusst zu sein. Was muss getan werden, um werdende Eltern besser aufzuklären?
Die Aufklärung der Bevölkerung ist sehr wichtig, da durch das Vermeiden des Alkoholkonsums in der Schwangerschaft eine hundertprozentige Prävention des fetalen Alkoholsyndroms theoretisch möglich ist. Diese Aufklärung sollte in der Schulzeit beginnen und muss niedrigschwellig durchgeführt werden. Darüber hinaus sollte in der Schwangerenberatung nicht summarisch nach Alkoholgenuss gefragt werden, sondern ein strukturierter Punktescore für die Gefährdung einer Schwangeren durch Alkohol durchgeführt werden. Mit einer solchen Maßnahme können unter Umständen „gefährdete“ Frauen erkannt und ihnen Hilfe bei der Vermeidung des Alkoholgenusses angeboten werden.